Venedig: Gruppenreise für Frauen

Schon Goethe schwärmte über die Musik in den venezianischen Konservatorien: Was waren das für fortschrittliche „Verwahrungsanstalten“ in denen – ausschließlich! – Mädchen eine exzellente musikalische Ausbildung erhielten? Einer der Lehrer an diesen Konservatorien ist bestens bekannt: Antonio Vivaldi  schrieb sein geistliches Kompositionswerk für das Frauenorchester der Pietá und hatte dabei das Können und Talent jeder einzelnen Musikerin des Ensembles im Auge. Hier entstanden auch seine berühmten Vier Jahreszeiten. Zwar ist die heute nach ihm benannte „Vivaldikirche“ erst nach seinem Tod geschaffen worden, doch der Besuch in diesem von Giorgio Massari errichteten Musiktempel lässt nachvollziehen, wie die Instrumentalistinnen und Sängerinnen die BesucherInnen im Kirchenraum in ihren Bann ziehen konnten.

Vom ehemaligen Ghetto in Cannaregio aus suchte im 17. Jahrhundert die „poetessa“, die Dichterin Sara Copio Sullam (1588/90-1641), die Auseinandersetzung mit den Intellektuellen der christlichen Mehrheitsgesellschaft ihrer Zeit. Mit ihrem „Manifesto“ gibt sie einen beeindruckenden Einblick in die philosophischen Gespräche, die in ihrem Salon geführt wurden.
Ein Spaziergang durch das Ghetto zeigt die kulturelle Vielfalt der verschiedenen Gemeinden aus Deutschland und der Levante durch die Jahrhunderte. Erst mit Napoleon wurden die Tore des Ghettos geöffnet. Im Faschismus verschlechterte sich die Situation für jüdische Menschen abermals.

Auf dem Campo Margherita spielt sich noch heute das gesellschaftliche Leben des Stadtteils Dorsoduro ab, stark geprägt durch die Studierenden: Hier verabredet man sich zum Spriz, hält ein Pläuschchen und feiert den erfolgreichen Uni-Abschluss mit lautstarkem Gesang inmitten des Gedränges. Der Campo Margherita trägt auch die Bezeichnung "Roter Platz", denn hier wurden die 1. Mai-Feiern begangen, endeten die Demonstrationen der SozialistInnen und wurden Unterstützungskomitees für die Streikenden organisiert.

Ganz in der Nähe befand sich eines der weltweit ersten Ausstiegsprojekte aus der Prostitution – ein seit dem Mittelalter in der Hafenstadt dauerhaftes Phänomen. Es war die ehemalige Kurtisane Veronica Franco, selbst zu Vermögen gekommen, die mit dem „Soccorso“ Frauen, die in die Prostitution abgerutscht waren, ein neues Leben ermöglichen wollte.